logo zwanzigquadratmeter, Projektraum, Berlin


Ivan Liovik Ebel

x' = x+a ; y' = y+b

8. - 21. November 2014




Als Ivan Liovik Ebel sich nach der Möglichkeit einer künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Kunstraum erkundigend zqm betritt, erwiderte ich dem Maler, um die experimentfreudige Einstellung des zqm zu unterstreichen, dass er die Räumlichkeiten meiner kleinen Institution auch "dem Boden gleich machen" könne - jedoch ohne zu ahnen dass er den Spruch so geschickt umsetzen würde: wortwörtlich, Quadratzentimeter für Quadratzentimeter, Fleck für Fleck, genau gleich.

Als Vorlage für seine "Parallelverschiebung" griff Ebel auf den Abstellraum zurück, dessen Boden mit fein gemustertem DDR-PVC-Belag überzogen ist, verdreckt durch die schlampige Nutzung, die solch unbedeutenden Räume verdienen, wo überlaufende Farbeimer rücksichtslos in die Ecke gestellt werden. Ein gewaltiger Kontrast zum Ausstellungsraum am Ende des grau gestrichenen Flurs : Weiß, blendend weiß und grau. Makellos grau. Vielschichtig grau. Zigmal ist das PVC mit dem alten DDR-Muster hier lackiert. Und nun tagelang vom Künstler mühsam abgeschabt, Bruchteil für Bruchteil, mit Aceton picobello gereinigt, Kanister nach Kanister, um den Grundriss des benachbarten Lagerraums mit allen Ecken und Schrägen wieder herzustellen.

Für den Raumbetreiber nichts Außergewöhnliches, sich in dieser Haltung zu befinden, quer durch den Raum krabbelnd, eine Bodenlackwalze in der Hand, die Nase zwanzig Zentimeter über dem Boden schwebend. Für unsere Besucherin, die die Böden beider Räume nacheinander betrachtete, ist es erst recht ein Déjà-vu.

Nach der vergeblichen Suche nach Malerei ließ sie den Kopf hängen und stellte nun fest, dass sie die hauchdünne, dennoch auffällige acht Quadratmeter große malerische Arbeit ihrer Schuhsohle bekannt machte und verließ verwirrt den Raum wieder, um sich mit einer Bierflasche in der Hand im kleinen, mit seinen vielen Ecken und Kanten fast kuschelig wirkenden Nachbarraum niederzulassen - jedoch mit einem komischen Gefühl. Nicht dass sie sich zum ersten Mal biertrinkend in der Ecke abgeschottet hatte - das dürfte bei jeder Vernissage klappen - sondern weil sie glaubte, wieder zu erleben was sie gerade eben erlebt hatte. Im Nachbarraum. Sie verließ den Lagerraum und kam wieder, und ging erneut, und kam wieder. Sie versuchte, pendelnd, was sie vor kurzem auf einen Wandfarbfleck starrend gefühlt hatte - scheinbar einen Augenblick einzufangen - ein paar Meter weiter und ein paar Sekunden später, bei der Beobachtung desselben Motivs wieder zu empfinden. Vergeblich. Gegenwärtig.

Eric Emery, Januar 2015















(c) Ivan Liovik Ebel, 2014

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