logo zwanzigquadratmeter, Projektraum, Berlin


Jane Garbert
ANABEKI
Mai 7th - June 10th 2023
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zqm Jane Garbert ANABEKI Exhibition View

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Jane Garbert ist eine Künstlerin aus Berlin. Mit Ihrer Arbeit ist sie auf der Suche nach neuen Räumen, neuen Erfahrungen, neuen Materialien. Eine malerische Position, die sowohl auf der Leinwand, in der Fotografie, als auch im Objekt und Installation wie selbstverständlich wirkende Verknüpfungen schafft und Schlüsse zieht, die wiederum fragend den Ausblickspunkt in neue Richtungen lenkt. Die Verbindungen und Sprachen Ihrer Arbeit sind nicht an ein Medium gebunden. Das jeweilige Medium ist nur notwendiges Werkzeug zur Abstraktion Ihrer Vorstellungen.

Im zqm Berlin zeigt Garbert eine Installation, in der eine künstliche Natürlichkeit, eine Situation zwischen japanischem Steingarten, Vorstadtgartentristesse und Baustelle, ein assoziatives Spielfeld entsteht. Auf dem Boden liegt Steinsplitt - ein Material, das im Winter bei Glatteis unkontrollierte Bewegungen verhindern soll. An den Wänden hängen Fotografien, die auf Glasplatten gedruckt und mit von Industriedisplays für geflieste Revisionsklappen im Sanitärbereich gerahmt wurden. Statt etwas zu halten, was das Dahinterliegende versteckt, dienen die Rahmen nun zum Halten eines Bildes, das sowohl im Motiv als auch durch den gläsernen Bildträger den Blick auf das “Dahinterliegende” freigibt.

Die Besucher*innen hinterlassen knirschend ihre Spuren und schreiben damit unumgänglich ihre Präsenz in diesen künstlich geschaffenen Lebensraum der “Pflanzengestalten” ein, die hier an den Wänden präsentiert werden. Die Installation erzwingt eine direkte Konfrontation mit der Arbeit, dem monoton gestalteten Ort und Moment. Das Betreten der Installation wird so zwingend zur räumlichen Erfahrung.

Der Titel der Fotoserie ANABEKI verweist auf die japanische Tradition des Blumenarrangierens, Themen wie Harmonie, zeitliche Vergänglichkeit und lineare Anordnung werden neu interpretiert - auf poetische, sinnliche, aber auch ironische Weise. Den Bildinhalt schmücken keine präzise gesetzten Zweige oder Blüten, sondern farbige Kabel, Tape und Metallstangen. Kabelbinder halten die Arrangements zusammen. Jedes zufällig vorgefundene Gestänge wird mittels der Fotografie aus seinem ursprünglichen Kontext entzogen und inhaltlich neu freigesetzt. Kabel spielen die Protagonisten - verweisen auf die Flüchtigkeit eines Zusammentreffens, einer Bewegung, eines Jetzt-Zustandes.

Schon im Titel der Arbeit sieht man wie Garbert mit kulturellen Zuordnungen spielt, sie spiegelt und dreht. ANABEKI ist ein Palindrom des Wortes Ikebana. Ike (Leben) und Bana (Blume) bedeutet “Blumen zum Leben erwecken”. Durch Naturbetrachtung und Meditation soll der Mensch zu tiefer Einsicht in das Sein gelangen, zur Erkenntnis seiner eigenen Vergänglichkeit und der ewigen Beständigkeit der Natur. Im Ikebana, dem meditativen Umgang mit Blumen, Zweigen, Holz, Steinen und Wasser übt er diesen inneren Weg.
Jane Garbert streift durch Räume, die primär durch männlich dominierte Arbeit besetzt sind. Sie eignet sich diese an und findet dabei zarte Motive. Wie Adern ziehen sich die Kabel durch den Beton des Rohbaus, wie Wurzelflechtwerk durch die Erde. Sie fotografiert diese Objekte aus vorhandenem Rohmaterial und erschafft poetische Kompositionen, die die Anmutung von Blumengestecken, also belebten Strukturen tragen. Daraus ist in den letzten Jahren ein wachsendes Archiv von Momentaufnahmen entstanden, das über nichts weniger spricht als die Vergänglichkeit und den Fortbestand unserer eigenen Existenz.

ANABEKI ist ein Teil des Sichtbaren, was uns nun auf der Oberfläche der Installation präsentiert wird. Ihre Arbeit, künstlerisch sowie Brotjob, ist ein Einblick in Ihr Leben, in dem sich alle Positionen berühren. Die Schönheit findet genau an diesen Schnittpunkten ihren Quell. Garberts Werke sind aufwieglerisch, tragen geradezu umstürzlerische Züge. Die Perspektive, das Motiv, die Bedeutung, das Material, die Verknüpfung von geschlechtlicher Identität mit Arbeit, von der Hegemonie spezifischer Materialien bis hin zu Gattungen von Kunst und Ihrer Medien - alles wird hinterfragt, umgestürzt und umgedreht. Jane Garbert macht hier nicht halt, sie holt aus, selektiert mit ihrem Körper und dem (Foto)Apparat(us) die Blickachsen der sie umgebenden Architektur und Kultur. Sie erschafft durch Ihre Auswahl eine Verbindung so vieler Aspekte, dass es sich anfühlt, als ob hier hinter Türen, die geöffnet werden, immer noch weitere stehen, die es ebenfalls zu öffnen oder zu schließen gilt. Ein Prozess, dessen Momentaufnahme wir auch bei ANABEKI betrachten können, dessen Ende aber noch lange nicht abzusehen ist.

Text von Anselm Schenkluhn







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