logo zwanzigquadratmeter, Projektraum, Berlin


Felix Becker
I'm a stranger here myself
July 29th - August 26th 2023
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zqm Felix Becker I´m a stranger here myself Exhibition View

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In der Kurzgeschichte The Sentinel, von Arthur Clarke 1948 veröffentlicht, entdeckt ein auf dem Mond stationierter Astronaut eine merkwürdige schillernde Pyramide. Deren glatte, unversehrte Oberfläche könne nicht durch Menschenhand erschaffen worden sein und deute auf extraterrestrisches Leben hin. Zwanzig Jahre später ist im Drehbuch für 2001: A Space Odyssey von Stanley Kubrick und Arthur Clarke aus der Pyramide ein schwarzer Monolith geworden, der in der Anfangs- und Endsequenz des Films monumental und bedeutungsschwanger auftaucht. Clarkes ursprüngliche Idee dieses unbekannten geometrischen Körpers war, dass sie als Maschinen von einer außerirdischen Intelligenz entworfen und installiert wurden, um wiederum anderes Leben, wie uns, beobachten zu können. Mit dem schlichten schwarzen Korpus und dessen (De-)Platzierung bedienten sich Clarke und Kubrick einer Inszenierung, die den Monolithen weder als Produkt menschlicher Bemühungen noch als natürlich erscheinen lässt. In seiner Einfachheit und Unergründlichkeit wirkt er wie ein Platzhalter für das Fremde, das wir Menschen nicht im Stande sind wahrzunehmen - wie ein (akkurater) Riss in der Realität.

Während der Monolith in 2001: A Space Odyssey spiegelglatt geschliffen und tiefschwarz daherkommt, zeigt sich Felix Beckers The Cuboid (2023) in der Ausstellung I'm a stranger here myself im zqm Berlin in Weiß und mit aufgerauter, lebendiger Oberfläche. Das Werk setzt sich in seiner Farbigkeit nur dezent von dem hellen, weißen Raum ab, in dem es mittig unter einem Neonröhren-Quadrat platziert wurde. Es besteht aus vier gleich großen hochformatigen Flächen, die zu einem aufrechtstehenden Quader angeordnet sind. Dieser scheint knapp über dem Boden zu schweben und endet dicht unter der Decke des Projektraums in 2,12m Höhe. An den vier Längskanten des Quaders klaffen jeweils breite Schlitze, die jedoch die Konstruktion der Installation nicht offenlegen. Stattdessen trifft der Blick hier auf ein Licht absorbierendes Schwarz. Lediglich an einzelnen kleinen Stellen ist es möglich zu erkennen, dass es sich um vier Leinwände handelt, die wie durch eine unsichtbare Kraft in ihrer Anordnung gehalten werden. Die Oberflächen der einzelnen Leinwände entpuppen sich als pastose ölfarbe, die in dynamischen Bewegungen aufgetragen wurde. Feine quere Riffellungen setzen sich der senkrechten Betonung des Quaders entgegen. Die Farbe türmt sich partiell auf und wird dann wieder durch Einkerbungen und Ritzungen gebrochen. In diesen Brüchen und Ritzungen glimmt die rote Farbe einer darunter liegenden Schicht leicht hervor.

Obwohl jede der vier Leinwände individuell bemalt wurde, gleichen sie sich - nicht nur hinsichtlich der Farbe und Oberfläche, sondern auch in ihrer Ausführung - so sehr, dass der Eindruck entstehen kann, es sei vier Mal das gleiche Bild gemalt worden. Um Unterschiede festzustellen, müssen die Betrachtenden sich um den Quader bewegen. Insofern funktioniert The Cuboid wie ein umgekehrtes Thaumatrop (Wunderscheibe), nicht die Bilder werden hin und hergewechselt, sondern die Betrachtenden wechseln die Position. Durch die Runden, die sie um den Quader ziehen, verändern sich auch die Winkel, in denen das Neonlicht von der Farboberfläche zurückgeworfen wird. Die quaderförmige Malerei-Installation erscheint verlebendigt, als könnte sie sich bewegen.

Mit seiner quadratischen Grundfläche bezieht sich The Cuboid direkt auf den Ort. Den vier blanken, weißen Wänden des Raumes sind die vier hellen ölmalereien entgegengesetzt. Die Betrachtenden geraten in diesen Dialog zwischen Raum und Malerei. Demnach sind sie vielleicht sogar Störende oder befinden sich - die leicht versetzte Position des Quaders berücksichtigend - in einer verzahnten Mangel. In dieser Hinsicht pointiert die Installation von Felix Becker im zqm Berlin die Beziehung zwischen Betrachter*in, Raum und Werk und provoziert eine Stellungnahme. Ergreife ich die Flucht oder bleibe ich? Wohlbedacht der Tatsache, dass der innere Raum, den The Cuboid bildet, verborgen bleibt, ähnlich wie das Innere der Kaaba oder buddhistischer Stupas bietet dieser Teil der Arbeit den Raum für Projektionen und Vorstellungen des nicht-Wahrnehmbaren, des Anderen oder des Fremden. Auf dieser Grundlage kann die Situation in der Ausstellung möglicherweise neu bewertet werden. Sind wir alle gleichermaßen Fremde hier?

Miriam Jesske








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